Ausgabe 35/2022: Das bedeutet die Eskalation im Russland-Ukraine Krieg für Sie

nebenbei bemerkt: Gestern kauften Investoren in einem sehr kurzfristigen Zeitfenster ETF-Anteile des Junior Goldminen ETF (New York: GDXJ) im Wert von rund 100 Millionen US$. Was dahinter stecken könnte, erfahren Sie noch am Ende dieser Ausgabe.

Für die Märkte könnte das Verhalten der Fed bald einen kurzfristigen Boden markieren. Allerdings haben wir weiterhin eine deutliche Bewertungsdiskrepanz: Während Wachstums-Aktien noch immer sehr viel kosten, sind Value-Aktien schon wieder höchst attraktiv bewertet, um Ihren langfristigen Vermögensaufbau zu begleiten.

Heute muss ich meinen Wochenkommentar leider abseits der Aktienmärkte beginnen.

Zurzeit müssen Sie in Kauf nehmen, dass sich die Weltaktienmärkte und die globalen Wirtschaftsentwicklungen von den katastrophalen Entwicklungen der Eurozone abkoppeln. Ja, wir leben tatsächlich langsam wieder in der „Zone“, wie früher das Staatsgebiet der DDR bezeichnet wurde. Angesichts des drohenden Energieausfalls im Winter muss ich aber betonen, dass die DDR-Betonköpfe mindestens so schlecht planten wie die Bundesregierung heute. Allerdings wäre ein so akuter Energieengpass, wie wir ihn derzeit erleben, selbst dort undenkbar gewesen.

Eine weitere Verschlechterung kam in dieser Woche mit der faktischen Generalmobilmachung der russischen Reservisten hinzu, selbst wenn diese noch als Teilmobilmachung bezeichnet wird.

Es heißt zwar aus Moskau, dass es sich hierbei „lediglich“ um 300.000 Soldaten handeln würde, die einberufen werden. Meine internen Quellen berichteten mir aber schon von einer mutmaßlich viel größeren Zahl an Einberufungen. Militärangehörige sprechen insgeheim davon, dass man in den kommenden Monaten mindestens 1.000.000 Reservisten einberufen wird.

In Russland wird jetzt laut meinen Quellen so gut wie jeder Mann unter 50 Jahren bei den Wehrämtern erfasst.

In einigen Regionen erhielten Männer gleich nach der Erfassung schon den Marschbefehl. Dafür werden ganze Busse mit Rekruten vollgeladen und dann geht es ab ins Camp und voraussichtlich innerhalb von 2-4 Wochen gleich an die Front.

Die Begründung liegt darin, dass man in erster Linie keine Panik unter den rund 2 Millionen aktiven Reservisten schüren möchte. Ein breiter Widerstand gegen den Kreml soll vermieden werden.

Zudem sind die Kapazitäten für die einmonatige Wehrausbildung beschränkt, weshalb man kaum in der Lage ist, die nötige Zeit aufzubringen.

Mehr als nur vereinzelt habe ich aber bereits von Einberufungsschreiben gehört, die selbst russische Bürger treffen, die bisher keinerlei militärische Grundausbildung erhalten haben.

Schätzungen gehen davon aus, dass Russland insgesamt über mehr als 25 Millionen kampffähige Bürger verfügt. Das würde eine Entscheidung in der Ukraine praktisch erzwingen. Nur der Preis dafür wäre extrem hoch und würde zu abscheulichen Opferzahlen auf beiden Seiten führen.

Es ist noch viel zu früh, um die kommenden Entwicklungen endgültig zu deuten.

Deutschland und die EU wären jedenfalls wirtschaftlich kaum in der Lage, weitere Millionen Kriegsflüchtlinge aufzunehmen und ausreichend zu versorgen.

Jedenfalls besitzen die ukrainischen Streitkräfte zurzeit vermutlich höchstens rund 200.000 kampferprobte Soldaten, wobei man weitere 500.000 bis 1.000.000 Reservisten hinzuzählen dürfte.

Russland wird nun seine Gebiete im Donbas sichern, um im besten Falle einen Stillstand der ukrainischen Offensive und hernach Waffenstillstandsverhandlungen zu erzwingen.

Je nach Moral und Kampfstärke wäre aber schlimmstenfalls ein neues Szenario denkbar, bei dem in den kommenden Monaten wiederum tatsächlich weite Teile der Ostukraine besetzt würden:

Zurzeit kontrolliert Russland nur einen sehr kleinen Landabschnitt innerhalb der Ukraine. Eine erfolgreiche Offensive erfordert laut Militärstrategie ein Kräfteverhältnis von 3:1 für Angreifer. Das wäre durch die Generalmobilmachung von 2-3 Millionen russischer Soldaten erreichbar. Bildquelle: Screenshot Schweizer Fernsehen SRF

Im schlimmsten Fall drohen damit erhebliche zivile und militärische Opfer auf beiden Seiten.

Für die Energieversorgung der EU und die Weltversorgungslage mit Rohstoffen bedeuten diese Entwicklungen jedenfalls keine guten Aussichten.

Tatsächlich kam es jetzt bei Anschlägen auf die Nordstream-1-Pipeline in der Ostsee vor Dänemark nun zum kompletten Gaslieferstopp. Während es naheliegt, Russland und Putin dafür verantwortlich zu machen, gibt es auch noch weitere potenzielle Interessen, die in Richtung USA zeigen. So berichteten Zeitungen, dass vor wenigen Wochen ein US-amerikanischer Flottenverband sowie mutmaßlich russische U-Boote den Fehmarnbelt befahren haben.

Die 19 Kilometer breite Wasserstraße liegt ziemlich nah an den Punkten der beiden Nord Stream Pipelines, die nun von Sprengladungen in die Luft gejagt wurden.

Der lange befürchtete und nun eingetretene Gaslieferstopp könnte nun also nicht nur den ganzen Winter hindurch anhalten, sondern aufgrund der Eskalationen im Ukraine-Krieg noch bis in alle Ewigkeit.

Da eine unterbrechungsfreie Stromversorgung ohne russisches Erdgas vor 2025 praktisch unmöglich ist, könnte die epochale Energiekrise sich also noch weitere 12-24 Monate verlängern.

Die Frage ist: Hält das der Euro und die EU aus oder steigen ein paar mutmaßlich „unsolidarische“ Länder vorzeitig aus, die den Harakiri-Kurs der deutschen Bundesregierung aus existenzieller Not heraus nicht mehr mittragen wollen?

Jedenfalls haben wir am Wochenende mit den Wahlen in Italien schon einen Vorgeschmack erhalten, der Vieles verändern könnte.

Sofern Sie Deutschland nicht für einige Monate in den Süden verlassen können, bleibt mein Rat:

  • Horten Sie Dinge des täglichen Bedarfs und Lebensmittelkonserven für einige Monate. Zumindest für die Zeit des harten Winters von Januar bis Februar.
  • Sorgen Sie für ausreichend Heizölvorräte, einen Kamin oder notfalls eine alternative Heizung, wie den sogenannten Kanonenofen.
  • Ein tragbarer 2 kW-Stromgenerator (Kosten: ca. 500 €) zusammen mit einem tragbaren etwa 1.000-W/h-Lithium-Akku (Kosten: ca. 1.000 €) kann Ihnen bei Stromausfällen selbst bei kurzer Betriebsdauer von nur 30 Minuten täglich helfen, Ihre Technik oder eine Camping-Kühlbox am Laufen zu halten. Ich habe selbst schon einen Champion-Generator, eine Gasflasche für den Grill, einen Mini-Kühlschrank und einen EcoFlow-Akku angeschafft. Der Testbetrieb lief sehr gut. In Deutschland könnten Sie sich mit solchen Lösungen, auch mit Balkon-Solar-Modulen, relativ schnell gegen extreme Preisanstiege beim Strom immunisieren.
  • Zur Rettung Ihres Vermögens rate ich Ihnen: Gold & Silber anstatt Euroguthaben bei Banken. Halten Sie trotzdem einen kleine Notvorrat an Bargeld vor, um bei unerwarteten Strom- und Kreditkarten-Ausfällen dennoch einkaufen zu können.
  • Vergessen Sie nicht: Jede Krise hat ein Ende und danach profitieren alle, die in der dunkelsten Stunde auch die Schnäppchenkurse an der Börse nutzen können!

Die Anlagestrategen beim Hedgefonds Crescat Capital stellen fest, dass es in den Jahren 1973/74 einen Rückgang der Aktienkurse um 48% erforderte, bevor die Inflation in den folgenden Jahren zu sinken begann. Wie heute auch wurde die Fed damals durch den Anstieg der Verbraucherpreise zur radikalen Straffung der Geldpolitik und zur Erhöhung der Zinsen gezwungen.

In der Folge kam es zu einer brutalen inflationären Rezession – mit der Ausnahme der Edelmetalle und Goldminenaktien, die um +200% zulegten. In dieser Phase brachen Aktien und Staatsanleihen regelrecht zusammen. Laut Tavi Costas, dem Anlagestrategen von Crescat, zeichnet sich nun ein ähnliches makroökonomisches Szenario ab.

Der Barron‘s Gold Mining Index hat die längste Historie, die bis 1920 zurückreicht. Der Index gab dabei 1973/74, 2001/02 sowie jüngst 2018 erst drei starke Kaufsignale über ein halbes Jahrhundert. Quelle: GoldChartsRus.com

Damit könnte nun auch das Rätsel um den großen Goldminen-ETF-Kauf gelöst sein, den ich eingangs beschrieben habe. Es gibt einfach große, wohlhabende Anleger, die wissen, dass eine Phase wie aktuell letztlich zum Untergang der Papiergeldwährungen führt und  zu einer Neubewertung von Gold und Minenaktien.

Eine starke Rendite bei Goldminenaktien war in der letzten Zeit eher selten, aber wenn der Sektor erstmal startet, hält ihn niemand auf! 

Ihr